15. - 21. Mai 2015 - Burgos -> Leon. Über die Hälfte geschafft.
Heute
Mittlerweile bin ich in Burgos angekommen. Ganz ohne Beschwerden geht es nicht, es ist ein Teil des Caminos. Die Blase am Fuß spürte ich vor allem am Ende der Etappen, dazugekommen sind noch
Rückenschmerzen. Ich hab mich wohl verhoben, den schweren Rucksack nur auf einer Seite getragen und dann hatte ich mich gebückt um eine Flasche aufzuheben, ein schwerer Fehler. Man darf das
Gewicht des Rucksacks nie unterschätzen, auch wenn man sich daran gewöhnt. Zum Glück wurde es über Nacht besser und ich lief sogar in der nächsten Etappe nach Leon knapp 40km.
Den Rest der Gruppe habe ich erstmal "hinter mich gelassen", wir hatten eigentlich unsere Betten im letzten Ort reserviert. Da ich allerdings schon kurz vor 2 Nachmittags dort angekommen bin,
beschloss ich kurzerhand ein Zimmer in Leon zu mieten und weiterzugehen. Motiviert haben mich auch Mitpilger, die fast alle auf dem Weg nach Leon waren. Ich traf auf der Route kurz die Kanadierin
Meghan, die damals in Villamayor zu den Leuten gehörte, die draußen schlafen mussten, da alle Schlafplätze belegt waren. Sie war dann allerdings so schnell, dass ich nur noch eine Staubwolke von
ihr sah...
Es ist immer ein großartiges Gefühl, wenn man von einer Anhöhe auf eine Stadt zugeht, in diesem Fall Leon. Man sieht den Haufen Häuser im Hintergrund, noch ganz klein und es wird einem bewusst
dass alles vom Menschen geschaffen wurde. Es reiht sich so in die Natur ein, wie z.B. Vogelnester oder Bienenwaben...
Als ich endlich im Hostel ankam musste ich mich ausruhen, ich war wirklich sowas von fertig! Nach einer Dusche kam die Energie zurück und ich schaute mirdie Altstadt samt der Kathedrale an. Dann
sichte Ihnen Café auf und nutzte die Zeit um zu schreiben.
Wieder zurück im Zimmer hörte ich Schlachtrufe und Knallgeräusche aus dem Fenster, als wäre irgendwo eine Demonstration. Was das wohl war?
Gruppenbilden die Zweite
Wissenschaftler schreiben, dass Galaxien aus Staub entstehen. Nach einer Sternenexplosion z.B. befindet sich Staub im All, irgendwann kommt es dazu dass sich der Staub gegenseitig anzieht und
sich "Knäuel" bilden. Daraus können dann neue Sterne oder gar Galaxien entstehen.
Die Gruppenbildern bei Menschen scheint einem ähnlichen Naturgesetz zu folgen. Man ist erst allein, läuft dann mit einer Person, mit der man sich gut versteht, es kommt ein dritter hinzu... Bis
es auf einmal sechs sind, wie in unserem Fall.
Wie lange sowas hält... Das wird die Zeit zeigen.
Gemeinsames Kochen
Viele Herbergen bieten die Möglichkeit, sein eigenes Essen zu kochen. Die Gemeinschaft fördern, gesunde Zutaten besorgen und dazu noch Geld sparen. Kling toll! Nicht ganz auf geht die Rechnung,
wenn 6 Leute nach einer Etappe mit Bärenhunger einkaufen gehen und jeder das in den Einkaufswagen wirft, worauf er gerade Lust hat. Im Endeffekt hätte es für 20 Leute gereicht und für das Geld
hätte man essen gehen können! Aber etwas gab es für uns: den Spaß am gemeinsamen Kochen.
Mit der Badehose in der Kathedrale
Ja, richtig gelesen. Es kann im Leben vorkommen, dass man in der Badehose eine Kathedrale besucht oder sogar zum Gottesdienst geht. Da meine Hüften vom Gürtel aufgescheuert und wund waren,
besorgte ich mir eine Salbe jn der Apotheke und trug von da an nur noch meine Badehose, die ohne Gürtel auskam. Das ist das praktische am Pilgertum: man hat einen Bonus, was das Aussehen und die
Kleidung anbetrifft. Gut so. Später kam mir die Idee das Scheuern einfach dadurch zu vermeiden, indem ich das Hemd in der Hose trage. Das hat sogar geklappt.
Der Pilgersegen
Am 19. Mai übernachteten wir in einer kirchlichen Herberge in San Nicolas. Mir hat es da richtig gut gefallen, es gab dort normale Betten, die Kirche war direkt nebenan und in der ganzen Herberge
konnte man kirchliche Symbole sehen. Wir bekamen dort die Info, dass an diesem Tag eine Abendmesse stattfindet Das wollte ich mir doch mal anschauen auch wenn sie natürlich auf Spanisch gehalten
wird.
Die Kirche Santa Maria war wie all die anderen Kirchen auf dem Camino beeindruckend. Es wurde teils musiziert, teils Englisch mit starkem spanischem Akzent gesprochen, so dass ich dem Inhalt
leider nicht wirklich folgen konnte.
Interessant war die Frage woher wir alle kamen, es waren so viele Länder dabei, Island, Südafika, Brasilien,Südkorea, USA, Australien.... Wirklich fantastisch.
Wir bekamen dort ein Geschenk, ein Stern, was uns immer daran erinnern sollte dass wir nie alleine unterwegs sind. Daran sollen wir uns immer in dunklen Stunden erinnern, nicht nur auf dem
Camino. Dann gab es noch den Segen. Die Hand wurde auf unser Haupt gelegt. All das fand ich sehr beeindruckend, zündete dankbar eine Kerze an, bevor der Tag zu Ende ging.
Der Sensenmann und der verschollene Vater
Leider habe ich es mir nicht notiert, wann uns der Sensenmann begegnete. Es war in einer kleinen Ortschaft, die Begegnung dauerte nicht lang und war schnell vergessen. Allerdings kam sie schnell
wieder in Erinnerung, als Martin sagte, dass man von seinem Vater, der auch auf dem Camino unterwegs ist, schon seit 11 Tagen nichts mehr gehört hat. Das kann einem einen kalten Schauer erzeugen.
Aber happy end: Martins Vater hat sich mittlerweile wieder gemeldet.
Die kiffende Herbergsaushilfe
Gestern, in El Burgo Ranero, beim täglichen Wäschewaschen nach dem Duschen, kam mir aus dem angrenzenden Kabuff süßlicher Geruch entgegen. Ich schaute mich um. Die nächsten Leute waren zu weit
weg als dass es von ihnen hätte stammen können. Dann ging das Tor des Kabuffs auf und der Herbergsgehilfe kam heraus mit einer fetten, lustigen Zigarette in der Hand. Na das war der Grund warum
er uns so geistesabwesend empfangen hat...
Pilgern unterm Sternenhimmel
In der Nacht in San Nicolas konnte ich einfach nicht schlafen. Da mir die Blase am Fuß schmerzte war ich mir nicht sicher ob ich die geplanten 36km schaffen werde. Alternative wären 18km gewesen.
Soll ich es lieber lassen....
Ich schlief zwar ein aber um 2 Nachts wachte ich wieder auf und konnte nicht mehr schlafen. Ich lag wach bis Martin, der frühe Vogel, um 4 sich anfing fertigzumachen. Ich stand auch auf und
sprach ihn an. Er wartete auf mich obwohl ich ihm sagte dass er Vorgehen sollte...
Nach Verarzten meines Fußes ging es dann um 5 los, es war Neumond ja deshalb stockdunkel. Beschenkt wurden wir von einem fantastischen Sternenhimmel. Seine Stirnlampe beleuchtete den Weg. Zwei
ältere Amerikanerinnen waren vor uns... Sie hatten sich mit der Zeit vertan wegen der Zeitumstellung... Es war ein tolles Erlebnis durch die Dunkelheit zu wandern und den Sonnenaufgang zu
erleben.
Anima Garden
21. Mai 2015, Leon
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