Nun ist es fast auf den Tag 8 Jahre her seit dem ich den Jakobsweg gelaufen bin.
Ich hatte damals die Idee eines Blogs und wollte darüber berichten. Leider hatte ich nach der Hälfte aufgehört. Wie so viele Dinge in meinem Leben. Angefangen und aufgehört. Ich erinnere mich dass ich auf dem Jakobsweg sehr liebe Pilger kennengelernt hatte und unheimlich tolle Nachmittage erlebte so dass ich mir die Zeit nicht mehr genommen hatte das Erlebte zu veröffentlichen. Tagebuchartige Notizen von damals habe ich allerdings noch heute.
Als ich damals startete war mein Ziel nicht Santiago de Compostela sondern Finisterre, das „Ende der Welt“. Ich erinnere mich auch noch an einen Artikel in einer „Geo“ mit dem Foto des 0 km Steins. Dorthin wollte ich unbedingt.
Im Laufe des Pilgerwegs allerdings änderte sich mein Ziel. Für die meisten Pilger war Santiago das Ziel. Die Kathedrale. Die „Credential del Peregrino“, die Urkunde die man als Pilger erhält. Alle gelben Pfeile zeigten nach Santiago. Ja, es wurde mein Ziel, Finisterre war „nur“ noch ein Add-On.
Im Nachhinein war Finisterre der Grund warum ich Santiago wirklich erreichte. Warum? Die Magie, die während des Jakobsweg’s entsteht verblasste je näher ich an Santiago kam.
Ich merkte dass die Mitpilger in Gedanken schon woanders waren. Die einen waren unter Zeitdruck und dachten an den Flieger nach Hause. Die anderen wollten noch nach Porto oder andere Städte. Sie waren physisch noch auf dem Camino aber im Geiste schon woanders.
Da mein Weg nach Santiago noch nicht zu Ende war, war ich im Geiste noch auf dem Camino. Darüber bin ich heute sehr dankbar.
Nachdem ich Santiago erreicht hatte und dort für ein paar Tage blieb ging es weiter Richtung Finisterre und Muxia. Ich erinnere mich dass der Weg sehr anstrengend war, es war kein Pilgern mehr, es war ein Wandern. Und das Highlight war tatsächlich Santiago, die Kathedrale… und das lag hinter mir.
In diesem Artikel geht es mir allerdings nicht um den Weg nach Finisterre und Muxia sondern das was nach dem Jakobsweg übrig geblieben ist.
Da ich über Wochen nur zu Fuß unterwegs war war es für mich damals schwer vorstellbar wieder mit dem Auto zur Arbeit zu pendeln. Ca. 40km eine Strecke.
Erschreckenderweise ging dann alles doch ganz schnell. Ich war innerhalb kürzester Zeit wieder im Alltagstrott, im Hamsterrad gefangen, der Jakobsweg verschwand in Erinnerungen wie ein bunter Traum nachdem man aufgestanden ist.
Aber ganz verschwunden sind die Eindrücke und Erinnerungen nie. Seit dem Camino faszinieren mich heilige Bauwerke. Wenn ich an einer Kirche, Kapelle etc vorbeikomme und sie ist geöffnet nehme ich mir ein paar Minuten um dort zu beten.
Damals bin ich den Camino gelaufen u.a. weil ich glauben wollte. An Gott. Ich habe zwei Wunder auf dem Camino erlebt. Trotzdem zweifelte ich. „Es war halt Zufall.“
Aber dieses „Glauben wollen“ blieb. Und ich glaube heute mehr als damals. Dass es einen Gott gibt der gut ist. Auch wenn die Lebensumstände schrecklich sind. Er verlässt uns nie. Wenn wir und einsam fühlen haben wir uns Gott abgewandt. Auch wenn wir glauben ganz alleine zu sein und wir von Problemen umzingelt sind: Es ist wichtig dass wir uns Gott zuwenden. Dann wird sich plötzlich eine Tür öffnen.
Ganz einfach und ohne Anstrengung passiert etwas und es geht wieder aufwärts. So war es bei mir.
Buen Camino,
Florian
„Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben in Gott. 23. Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen, was er sagt. 24. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden. 25. Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehler.“ (Markus, 11)
„… jeder emotional aufgeladene und von festem Glauben energisierte Gedanke nimmt über kurz oder lang greifbare Gestalt an“ (Napoleon Hill)
Es ist einfach an die Gesundheit zu glauben wenn man z.B. topfit ist und gerade von einer Joggingrunde nach Hause kommt. An den Wohlstand wenn man frisch eine Gehaltserhöhung erhalten hat. An den Erfolg wenn man gerade befördert wurde.
Aber wie sieht es aus wenn es einem hundeelend geht und die Ärzte nicht mehr weiterhelfen können? Wenn das Konto im Minus ist und nun auch noch die Miete erhöht wurde? Wenn man arbeitssuchend ist und man eine Absage nach der anderen erhält?
Das Unsichtbare zu sehen und zu fühlen, zuversichtlich sein dass das Gewünschte auch eintreten wird obwohl nichts dafür spricht… das ist nicht einfach.
Wie lernt man zu glauben?
Diese Frage habe ich mir schon lange gestellt und sie führte mich 2015 auf den Jakobsweg. Obwohl ich dort zwei Wunder erlebt hatte, bin ich leider nicht als „Gläubiger“ zurück gekehrt. Vielleicht ist es eine lebenslange Aufgabe. Es ist aber etwas passiert denn seit dem „Camino“ beschäftige ich mich mehr und mehr mit Gott. Und ich arbeite daran ihm zu vertrauen. Und zu glauben. Wie und wo hast du das Glauben erlernt? Du kannst hier gerne einen Kommentar hinterlassen. 😊
Der Jakobsweg gehört mit Sicherheit zu den beliebtesten Pilgerwegen auf der Welt. Viele die den „Camino“ gelaufen sind machen eine solch einschneidende Erfahrung, dass sie ihn immer wieder laufen, auch auf anderen Routen.
Was macht diesen Pilgerweg so besonders?
2015 bin ich ihn gelaufen. Für mich war es die „Magie“ die sich nach einiger Zeit einstellte. Das, was als Wandern begann wurde zum „Pilgern“.
Alles wurde einfach und klar. Als würde sich eine Parallelwelt auftun. Ich hatte meine „7 Sachen“ im Rücksack, das nächste Ziel und die Richtung war klar und ich wurde durch gelbe Pfeile immer wieder darauf hingewiesen wohin die Reise gehen soll.
Das Denken wurde klar und unkompliziert. Ich konnte erkennen welche Auswirkungen meine Entscheidungen hatten. Wunderbare Menschen traf ich mit denen ich teilweise heute noch befreundet bin.
Nun ist es nicht für jeden möglich mal eben nach Spanien zu reisen und den Jakobsweg zu laufen. Vielleicht träumst du auch davon den Pilgerweg mal zu laufen, hättest auch die Möglichkeit aber traust dich nicht weil du nicht weißt ob du es körperlich schaffst. Was kann man also tun außer gedanklich dort zu sein?
In Deutschland gibt es viele Wanderwege, mal besser mal schlechter ausgeschildert. Ich fing an zu recherchieren. Es sollte nah sein und gut mit Bus / Bahn erreichbar sein. Keine belastende Autofahrt mit Stau, keine Gedanken über einen Parkplatz machen müssen.
Ich wurde fündig: Es gibt den Rheinsteig, von dem ich schon mal gehört hatte aber auch den Rheinburgenweg. Die Start und Endpunkte sind mit der Bahn erreichbar, zumindest die Etappen, die ich mir angeschaut hatte.
Wer mag kann sogar mehrere Etappen am Stück wandern da es auf diesen Strecken auch Unterkünfte gibt.
Ich entschied mich für die erste Etappe des Rheinburgenweges vom Rolandseck nach Remagen.
Es ging los. Dank Smartphone fand ich schnell den Anfang des Wanderweges, es ging knackig bergauf. Als „Belohnung“ gab es den Rolandsbogen zu sehen, dort hat man eine wunderbare Aussicht auf den Rhein.
Dort gibt es auch ein Cafe, das aber noch geschlossen hatte. Ich war früh unterwegs.
Der Weg ging weiter durch Wälder und an Wiesen vorbei. Schnell entdeckte ich die gelbe Muschel auf blauem Hintergrund als Wegzeichen, ich lief also auch entlang eines Jakobsweges was mich sehr erfreute.
Der Weg ist sehr gut ausgeschildert, es gibt viele Bänke wo man rasten kann. Teilweise wurde es im Wald sehr schlammig, es hatte wohl die Tage davor viel geregnet. Da war ich froh meine Wanderstöcke dabei zu haben.
Zum Abschluss der Wanderung kommt man an der beeindruckenden Apollinaris Kirche in Remagen vorbei. Ein wunderbares Ziel. Wie auf dem Jakobsweg. Von dort ist es nicht mehr weit zum Bahnhof.
Auf dem Weg spürte ich wieder die Klarheit der Gedanken, die Abwesenheit von Negativität.
Mir wurde aber auch bewusst dass wir uns selbst immer mitnehmen. Egal wohin wir gehen, egal wo wir uns befinden. Dazu gehören auch die Herausforderungen, die tief in uns stecken. Der Weg hilft mir diese zu erkennen. Nur das, was wir erkennen, können wir auch begreifen und dann können wir daran arbeiten um es zu verbessern.
Schritt für Schritt.